Am 24. November in der Staatsgalerie: Soroptimist International Aktionstag gegen häusliche Gewalt

Die jährlich stattfindenden Orange Days sind weltweit von großer Bedeutung, um auf die Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen. Sie beginnen am 25. November mit dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt an Frauen und enden mit dem Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. 

Die diesjährige Kampagne des Frauennetzwerks Soroptimist International Deutschland macht unter dem Motto „ReadTheSigns“ europaweit auf die Zeichen einer toxischen Beziehung aufmerksam, um häusliche Gewalt zu verhindern.

Beide Stuttgarter Soroptimist International (SI) Clubs sind aktiv dabei. Sie nehmen diese Kampagne zum Anlass, mit einer besonderen Benefiz-Aktion Spenden für Frauen und Kinder zu sammeln, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Damit unterstützen sie die Arbeit des Stuttgarter Vereins Frauen helfen Frauen.

Solidarität und Spendenfreude geben Hoffnung

Am 24. November, dem Vorabend des Beginns der 16-tägigen Kampagne, sind die beiden Stuttgarter SI-Clubs in der Staatsgalerie präsent und bieten um 17.30 und 18.45 Uhr Benefiz-Führungen gegen Spenden an unter dem Titel „Es ist ein Mädchen! Szenen der Kunstgeschichte zur Ungleichheit der Frau.“ 

Gleichzeitig gibt es im Foyer der Staatsgalerie die Möglichkeit, mit Soroptimist Clubmitgliedern und Mitarbeiterinnen von Frauen helfen Frauen e.V. und Wildwasser Stuttgart e.V. ins Gespräch zu kommen. Auch Gäste, die nicht an einer Führung teilnehmen, sind herzlich eingeladen, im Foyer ein Getränk oder eine kleine Stärkung gegen eine Spende zu genießen.

„Wir freuen uns auf die zahlreichen Besucher*innen, die ein Zeichen setzen gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung durch ihr Kommen und ihre großzügigen Spenden“, sagt Ute von Laufenberg von der Orange Days Arbeitsgruppe und Mitglied des SI-Clubs Stuttgart.

„Bereits im Vorfeld hat die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen sich mit einer Spende von 500 Euro eingebracht. Mehrere Stuttgarter Betriebe unterstützen uns auch bei unserem Verzehr-Angebot, z.B. der Bäcker Frank, von dem wir einen großen Korb voll Brezeln bekommen“,  freut sich Dr. Uta Hessbrüggen, Präsidentin des Stuttgarter Soroptimist Clubs Zwei, und fügt ernst hinzu: „Viel zu viele Frauen sind – meist unbemerkt – betroffen. Dieses Thema darf niemanden kalt lassen.“

Prävention häuslicher Gewalt als drängendes Problem

Ziel der Veranstaltung ist es, Frauen und Männer über die Ursachen und ersten Anzeichen von Gewalt gegenüber Frauen aufzuklären, damit sie sich gemeinsam für ein Ende der Gewalt stark machen. Weiterhin soll die Öffentlichkeit für die dramatische Situation vieler Frauen und Mädchen sensibilisiert werden, um geschlechtsspezifische Gewalt zu erkennen. 

In Deutschland sind mehr als 98 Prozent der Opfer von Vergewaltigung oder sexueller Nötigung in der Partnerschaft Frauen. Ein Drittel aller Frauen wird in ihrem Leben Opfer physischer oder sexualisierter Gewalt, ein Viertel davon trifft beim Täter auf ihren aktuellen oder ehemaligen Partner. 

In den Beratungsstellen „Beratung & Information für Frauen“ (BIF) und „Fraueninterventionsstelle“ (FIS) von Frauen helfen Frauen verzeichnete die Statistik 2021 im Vergleich zu 2018 einen massiven Anstieg an Rat suchenden Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Bei BIF um 29 Prozent, bei FIS um 76 Prozent.  

„In weit mehr als der Hälfte der Haushalte leben Kinder, die in einer Atmosphäre von Angst und Gewalt aufwachsen, was gravierende Auswirkungen auf ihre Entwicklung hat“, weiß die Sozialpädagogin Iris Enchelmaier. Wissenschaftliche Studien belegen, dass häusliche Gewalt in die nächste Generation weitergegeben wird – Jungen haben gelernt, Konflikte mit Gewalt zu lösen, Mädchen haben gelernt, die Gewalt zu erdulden. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, bietet der Verein seit Mitte 2022 in Kooperation mit der Fachberatungsstelle Gewaltprävention Präventionsworkshops für Jugendliche und Schulungen für Fachkräfte an.

Internationaler Tag der Menschenrechte!

Social Media post zu Orange Days von Soroptimist Deutschland

Sichtbare Zeichen setzen gegen Gewalt an Frauen

Heute ist der letzte Tag der Aktion Orange Days und zugleich der Internationale Tag der Menschenrechte. Der diesjährige UN-Slogan dazu „All Human, All Equal“ verweist auf gegenseitigen Respekt in zwischenmenschlichen Beziehungen und auf die Förderung von Gewaltfreiheit.

Häusliche Gewalt gegen Frauen, Mädchen und Jungen ist hierzulande immer noch ein Thema und durch die Corona-Zeit ist das Ausmaß sichtbarer geworden. Durch die Pandemie-bedingten Maßnahmen — Homeoffice, Kurzarbeit, Schließungen von Schulen und Kitas sowie existenzielle Sorgen und Nöte vieler Menschen — ist davon auszugehen, dass sich die Gewalt im eigenen Zuhause verschärft hat.

Am 27. November 2021 fand in Stuttgart anlässlich des Internationalen Tages Gegen Gewalt an Frauen eine Demonstration statt. Diplom Sozialpädagogin und Journalistin Iris Enchelmaier vom Verein Frauen helfen Frauen Stuttgart stellte dort in ihrer Rede heraus, dass Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten, egal welcher Nationalität, davon betroffen sind und dass sogar „… alle zwei bis drei Tage eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wird“. Sie führte weiter aus: „Nach dem Lockdown nahmen die Anfragen in unserem Frauenhaus drastisch zu … in den Beratungsstellen schnellten die Anfragen in die Höhe“. Auch verzeichnete das bundesweite Hilfetelefon für von Gewalt betroffenen Frauen im Jahr 2020 einen Anstieg von 15%.

Auf der Stuttgarter Demonstration wurde darauf hingewiesen, dass der Schutz von Frauen auf der Grundlage der Istanbul-Konvention eine staatliche Aufgabe ist. Gefordert werden unter anderem ausreichend Frauenhausplätze sowie Präventionsangebote für Jugendliche, Unterstützer*innen und Multiplikator*innen.

„Ein sichtbares Zeichen zu setzen gegen Gewalt an Frauen sowie den Fokus auf die Durchsetzung der Istanbul-Konvention zu richten, finde ich wichtig,“ betont unser Vorstandsmitglied Dr. phil. Anette Michels. „Zahlreiche Clubs von Soroptimist International haben die Istanbul-Konvention aktiv durch vielfältige, öffentliche Aktionen im Zusammenhang mit den Orange Days unterstützt. So hat mein ehemaliger Club SI-Tübingen, in unserer Nachbarstadt, das ehrwürdige, alte Rathaus mit orangefarbenem Licht angestrahlt unter dem Motto: ‚Sage Nein zu Gewalt an Frauen!‘“

Informationen für Hilfesuchende und Helfer*innen:

  • Portal mit allen Stuttgarter Präventions- und Hilfsangeboten gegen häusliche Gewalt auf einen Blick:
    www.stuttgart-gegen-gewalt.de
  • Autonome Frauenhaus Stuttgart: 0711 54 20 21
  • Krisen- und Notfalldienst Stuttgart (bis 24 Uhr): 0180 51 10 444
    (14 Cent/Min., Festnetz und Mobilfunk – kostenloser Rückruf möglich!)