Internationaler Tag der Menschenrechte!

Social Media post zu Orange Days von Soroptimist Deutschland

Sichtbare Zeichen setzen gegen Gewalt an Frauen

Heute ist der letzte Tag der Aktion Orange Days und zugleich der Internationale Tag der Menschenrechte. Der diesjährige UN-Slogan dazu „All Human, All Equal“ verweist auf gegenseitigen Respekt in zwischenmenschlichen Beziehungen und auf die Förderung von Gewaltfreiheit.

Häusliche Gewalt gegen Frauen, Mädchen und Jungen ist hierzulande immer noch ein Thema und durch die Corona-Zeit ist das Ausmaß sichtbarer geworden. Durch die Pandemie-bedingten Maßnahmen — Homeoffice, Kurzarbeit, Schließungen von Schulen und Kitas sowie existenzielle Sorgen und Nöte vieler Menschen — ist davon auszugehen, dass sich die Gewalt im eigenen Zuhause verschärft hat.

Am 27. November 2021 fand in Stuttgart anlässlich des Internationalen Tages Gegen Gewalt an Frauen eine Demonstration statt. Diplom Sozialpädagogin und Journalistin Iris Enchelmaier vom Verein Frauen helfen Frauen Stuttgart stellte dort in ihrer Rede heraus, dass Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten, egal welcher Nationalität, davon betroffen sind und dass sogar „… alle zwei bis drei Tage eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wird“. Sie führte weiter aus: „Nach dem Lockdown nahmen die Anfragen in unserem Frauenhaus drastisch zu … in den Beratungsstellen schnellten die Anfragen in die Höhe“. Auch verzeichnete das bundesweite Hilfetelefon für von Gewalt betroffenen Frauen im Jahr 2020 einen Anstieg von 15%.

Auf der Stuttgarter Demonstration wurde darauf hingewiesen, dass der Schutz von Frauen auf der Grundlage der Istanbul-Konvention eine staatliche Aufgabe ist. Gefordert werden unter anderem ausreichend Frauenhausplätze sowie Präventionsangebote für Jugendliche, Unterstützer*innen und Multiplikator*innen.

„Ein sichtbares Zeichen zu setzen gegen Gewalt an Frauen sowie den Fokus auf die Durchsetzung der Istanbul-Konvention zu richten, finde ich wichtig,“ betont unser Vorstandsmitglied Dr. phil. Anette Michels. „Zahlreiche Clubs von Soroptimist International haben die Istanbul-Konvention aktiv durch vielfältige, öffentliche Aktionen im Zusammenhang mit den Orange Days unterstützt. So hat mein ehemaliger Club SI-Tübingen, in unserer Nachbarstadt, das ehrwürdige, alte Rathaus mit orangefarbenem Licht angestrahlt unter dem Motto: ‚Sage Nein zu Gewalt an Frauen!‘“

Informationen für Hilfesuchende und Helfer*innen:

  • Portal mit allen Stuttgarter Präventions- und Hilfsangeboten gegen häusliche Gewalt auf einen Blick:
    www.stuttgart-gegen-gewalt.de
  • Autonome Frauenhaus Stuttgart: 0711 54 20 21
  • Krisen- und Notfalldienst Stuttgart (bis 24 Uhr): 0180 51 10 444
    (14 Cent/Min., Festnetz und Mobilfunk – kostenloser Rückruf möglich!)

Literaturabend mit Gästen

Inhaberin Uscha Kloke und Diplom-Bibliothekarin Andrea Martin vom Botnanger Buchladen stellen uns schon seit vielen Jahren ihre Favoriten des Jahres vor, jedes Jahr im November. Nur einmal musste der Abend ausfallen, 2020 wegen der Pandemie. Wir haben uns gefreut, dieses Jahr mit Vorsichtsmaßnahmen den „Bücherabend“ weiterführen zu können. Insgesamt 16 ausgewählte Bücher haben Frau Kloke und Frau Martin vorgestellt.

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Soroptimist International hat Frau Kloke drei Bücher einer besonderen Autorin mitgebracht. Die Autorin ist Gabriele Tergit, geboren 1894 in Berlin als Elise Hirschmann, Tochter aus einem wohlhabenden deutsch-jüdischen Elternhaus. Sie gehörte 1930 zu den Gründungsfrauen des Berliner Soroptimist-Clubs, der erste Club von Soroptimist International in Deutschland. Sie starb 1982 in London.

Frau Kloke erzählte über eine der bekanntesten Journalistinnen der damaligen Zeit: „Gabriele Tergit begann früh zu schreiben und wurde eine der ersten Gerichtsreporterinnen der Weimarer Republik. Sie publizierte in der renommierten Vossischen Zeitung und mit dem geschärften Blick der Gerichtsreporterin beobachtete sie früh die politischen Entwicklungen und die Verrohung in der deutschen Gesellschaft. Weil sie Jüdin war und obendrein klug und mutig und sowohl die sozialen Verhältnisse anprangerte als auch früh die Ideologie der Nazis kritisierte, musste sie bald nach Hitlers Machtergreifung emigrieren. Ihr ganzes Leben hindurch hat sie geschrieben. Obwohl Gabriele Tergit unbedingt in eine Reihe mit Kurt Tucholsky oder Erich Kästner gehört, geriet sie – wie so viele Frauen in der Literaturgeschichte – in Vergessenheit“.

Neben Gabriele Tergits berühmten Romanen „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“ (1931) und „Effingers“ (1951) stellte Frau Kloke den Roman „So war’s eben“ vor, eine Ersterscheinung aus dem Nachlass der Autorin. Dieser zum Teil autobiografische Generations- und Zeitroman über den Untergang des jüdischen Bildungsbürgertums in Berlin bis hin zur Flucht ins Exil, fand zu ihrer Lebzeit keinen Verlag. Sogar der renommierte Lektor beim Rowohlt Verlag, Fritz Raddatz, lehnte das Manuskript ab. Der Literaturwissenschaftlerin Nicole Henneberg ist es zu verdanken, dass Gabriele Tergit posthum wiederentdeckt wurde. Sie ist auch Herausgeberin der Neuauflagen dieser Bücher. 

„Ihr aktuelles Buch ‚So war’s eben‘ ist komplexer erzählt als die beiden anderen Bücher, und doch hat es mich persönlich am meisten begeistert, weil man ausgesprochen viel über den Alltag und insbesondere das Frauenleben in den Jahren zwischen 1890 und den 1950er Jahren erfährt“, ergänzt Frau Kloke abschließend.

Wir danken Uscha Kloke und Andrea Martin für den interessanten Abend und ihre vielfältigen Empfehlungen!