Clubleben: Ein Treffen im Kunstmuseum

Ein wichtiger Aspekt des Clublebens sind Berichte aus der Lebenswelt der Mitglieder. So erfuhren wir von unserer Clubschwester Anja Rumig am Freitag, den 21. Januar, anhand konkreter Beispiele einiges über ihren Beruf als Kunsthistorikerin und Kuratorin.

Wir trafen uns im Kunstmuseum Stuttgart, wo wir die Ergebnisse ihrer intensiven Arbeit der letzten fünf Jahre sehen konnten: Das Werkverzeichnis und die Ausstellung des Künstlers Paul Uwe Dreyer (1939 Osnabrück – 2008 Stuttgart), der bis 2004 mehr als dreißig Jahre lang Professor für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und für zwei Legislaturperioden auch deren Rektor war.

Das Werkverzeichnis umfasst 248 Gemälde, 105 Zeichnungen, 74 Radierungen und 14 Serigrafien auf 384 Seiten. Die Ausstellung zeigt daraus in chronologischer Abfolge 39 Gemälde, 15 Zeichnungen sowie 4 Radierungen. Als Herausgeberin und Autorin des Werkverzeichnisses sowie als Kuratorin der Ausstellung verantwortet Anja Rumig das Konzept für das Buch und die Präsentation der Werke des Künstlers im Kunstmuseum Stuttgart. Sie konnte auch Interessantes, Überraschendes und witzige Anekdoten im Kontext der Produktions- und Entwicklungsgeschichte erzählen. 

Bei der Buchvorstellung erklärte sie die große Bedeutung von Werkverzeichnissen für die Kunstwissenschaft und den Kunstmarkt und erläuterte uns detailliert Aufbau und Inhalt ihres Werkverzeichnisses sowie die entscheidenden Komponenten für seine grafische Gestaltung. Weil die Buchvorstellung innerhalb der retrospektiven Ausstellung des Künstlers stattfand, konnte sie gleich die Brücke vom Buch zu den Exponaten schlagen und das Besondere an ihnen herausstellen.

Die Ausstellung habe sich als Retrospektive nur auf der Grundlage des Werkverzeichnisses Dreyer realisieren lassen, da es bislang keine chronologische Übersicht über das Werk des Künstlers gab, erklärte uns Anja Rumig. Erst ihr Werkverzeichnis habe es nun möglich gemacht, die thematische und stilistische Entwicklung des Dreyerschen Lebenswerks nachzuvollziehen und es in seiner Spezifität in die Kunstgeschichte einzuordnen. In der Führung konnte sie uns bei einzelnen Bildern auf die wichtigsten Elemente aufmerksam machen und uns die Verbindungen zu seinen anderen Werken zeigen. Dabei gab es von uns immer wieder Fragen zu ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen sowie zur Arbeit des Künstlers. 

Clubschwester Ulrike Sonntag war beeindruckt: „Mit großer Spannung und Neugier erwartete ich die Präsentation. In dem grafisch sehr ästhetisch und hochwertig von Natalie Baumann gestalteten Buch verbirgt sich akribische Recherche auf höchstem wissenschaftlichem Niveau und viel Liebe zum Detail. In der anschließenden Führung ließ uns Anja an ihrem profunden Wissen und ihren umfassenden Kenntnissen über Paul Uwe Dreyer, sein Werk und dessen Bedeutung in der Kunstgeschichte teilhaben. Ein sehr anregender und informativer Abend!“ 

Eine weitere Clubschwester fügte hinzu: „Ich kenne die Kunst von Paul Uwe Dreyer schon lange und hatte bisher immer Zugangsschwierigkeiten. Die Erläuterungen von Anja haben mir endlich einen Weg zum Verständnis seiner Kunst geebnet.“

Dieses Treffen war eine tolle Gelegenheit, außerhalb der monatlichen Clubabende mehr über einander zu erfahren, gute Gespräche miteinander zu führen – und nicht zuletzt, Kunst besser zu verstehen.

Weitere Informationen
Paul Uwe Dreyer: Werkverzeichnis der Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken
Herausgegeben und bearbeitet von Anja Rumig
Hardcover im Schuber, Deutsch/Englisch, € 68 
Erhältlich bei der Kunstbuchhandlung Walther König im Kunstmuseum Stuttgart, bestellbar bei allen Buchhandlungen oder direkt beim Verlag DCV, Berlin.

Die Ausstellung lief bis 30. Januar 2022. Die Werke von Paul Uwe Dreyer sind online hier zu sehen:
https://www.kunstmuseum-stuttgart.de/ausstellungen/paul-uwe-dreyer
https://www.nachlass-dreyer.de/kuenstler/werkchronologie/